Montag, 8. Dezember 2014

Samstag, 6. Dezember 2014

Fragen auf dem Weg zum Kindergarten Teil 2

"Was heißt arm, Mama?" fragt Greta.

"Manche Menschen haben sehr wenig Geld. Manche haben nicht genug zu essen, manche nicht einmal genug zu trinken, Greta."

"In Afrika, da gibt es arme Menschen, Mama. Die haben nicht genug zu trinken oder?"

"Ja, Greta, aber arme Menschen gibt es auch in Deutschland. Die haben zwar genug zu trinken, aber manche haben keine Wohnung und kein Bett oder auch nicht viel zu essen."

"Warum sind Menschen arm?"

"Weil wir nicht so gut teilen können, Greta. Wir müssten alle etwas abgeben, dann gäbe es weniger Armut auf der Welt."

"Und warum teilen wir nicht? Das ist doch nicht gut, wenn die Menschen in Afrika nichts zu trinken haben."

"Ach Greta, das bringt mich auf eine Idee: Du hast doch einen Wunschzettel fürs Christkind geschrieben. Da streichen wir einen Wunsch durch und dann soll das Christkind einem Kind in Afrika was bringen."

"Nein, Mama. Das geht nicht", sagt Greta.

Montag, 1. Dezember 2014

Fragen auf dem Weg zum Kindergarten Teil 1


"Mama, müssen Menschen sterben?"

"Ja, Greta, Menschen sterben."

"Tiere auch?"

"Ja, auch Tiere?"

"Und die Welt, stirbt die auch?"

"Ja, auch die Welt wird es irgendwann nicht mehr geben."

"Wie stirbt die Welt, Mama?"

"Möglicherweise wird sie von einem Meteroiten, d.h. einem sehr großen Stein, getroffen, möglicherweise  werfen die Menschen eine Bombe, die alles kaputt macht, vielleicht erkaltet unsere Erde, möglicherweise gerät die Erde in ein schwarzes Loch...."

"Und dann Mama, was ist danach?"

Freitag, 28. November 2014

Lilli und Greta gehen aus


Heute ganz früh am Morgen saß Lilli (1,5 Jahre) lange ruhig im Esszimmer. Wenn Lilli lange ruhig ist, mache ich mir Sorgen. Meistens stellt sie dann etwas an. Diesmal allerdings hatte Lilli etwas zu tun, das die meisten Frauen lieber in Ruhe erledigen: Sie machte sich chic.

Sie schmückte sich über und über mit Gretas Plastikarmbändchen und Kettchen und Holzperlen. Lilli sah aus, wie eine Mischung aus Indianer, Prinzessin Lillifee und Weihnachtsbaum.

Da sie selbst von ihrem Aufzug sehr überzeugt zu sein schien und sich heftig wehrte, als ich versuchte sie etwas krippentauglicher zu machen, ließ ich es einfach bleiben.

Lilli ist mein zweites Kind. Ich habe nicht mehr die Energie mit meinen Kindern über Dinge zu diskutieren, die es nicht wert sind.

Auf dem Weg zu Kinderkrippe und Kindergarten erklärte mir dann meine große Tochter Greta (4), warum das auch besser so war:

"Weißt du Mama", sagte sie, "Lilli hat sich so chic gemacht, weil wir nachher noch ausgehen, Lilli und ich."

"Alleine?", fragte ich.

"Ja, Mama. Wir gehen nach dem Kindergarten ins Cafe (hier denke sich der geneigte Leser einen Accent) und dann ins Restaurant und danach ins Kino. Und ganz am Schluss, wenn es schon dunkel ist, dann fahren Lilli und ich sehr lange Karussell auf dem Weihnachtsmarkt."

 "Und dann laufen wir um die Wette nach Hause, Mama! Weißt du, das haben wir gestern im Bett ausgemacht, Lilli und ich."

Montag, 6. Oktober 2014

Wie peinlich!

Heute war mir was peinlich. Zweimal sogar.
Zuerst bin ich mit beiden Kindern beim Einkaufen gegen ein Regal gestoßen und habe eine Packung Eier runtergeworfen. Ein paar Eier sind kaputt gegangen, der Boden war voller Eidotter und Eiklar und keiner kam mehr am Eierregal vorbei, weil da ja ich stand, mit dem Kinderwagen und mit Greta an der Hand und den Schuhen voller Ei.


Ich bat eine Angestellte um Hilfe. "Ja klar", sagte sie, "ich bringe Ihnen gleich eine Rolle Haushaltstücher." Aus gleich wurde später, aus später noch später. Alle Kunden guckten mich an. Irgendwann bat ich dann die Dame an der Fleischtheke, ob sie nicht so freundlich sein könnte, mir Papierhandtücher zu geben. Zum Wegwischen von Eiern, die ich runtergeworfen hatte.

Sie gab mir welche.
Zwei Stück.

Mit zwei Papierhandtüchern kommt man bei so viel Eiern nicht weit. Also weiter peinlich berührtes Warten, während Greta fröhlich und sehr laut einer Freundin aus dem Kindergarten, die gerade mit ihrer Mutter vorbeikam, erzählte, dass ihre Mama alle Eier runtergeworfen hätte.
"Alle waren es nicht", korrigierte ich meine Tochter, "nur ein paar."

Jedenfalls kam irgendwann diese freundliche Angestellte doch wieder zurück und drückte mir die Rolle Haushaltstücher in die Hand. So konnte ich die ganze Sauerei wenigstens beseitigen. Peinlich wars trotzdem. Und blöd.

Noch blöder wars kurz danach. Greta, Lilli und ich waren in der schönsten Buchhandlung in R. Da gibt es wunderbare Bilderbücher. Leider dürfen Kinder sie aber nicht anfassen, was mir das Büchergucken mit Greta ein bisschen schwer macht. Besonders, wenn sie eh schon müde und grantig ist. Heute war sie aber nicht müde und grantig.
Ich wollte mal wieder schön Büchergucken und darum betraten wir die Buchhandlung.



Greta setzte sich, wie vor Betreten der Buchhandlung abgemacht, brav an den Kindertisch und sah sich dort die beiden (ZWEI!) Bilderbücher an, die dort für Kinder zum Anfassen ausliegen.

Plötzlich zog Greta an meiner Jacke.
"Mama, ich muss mal", sagte sie. "Die haben hier ein Klo, Mama. Lass uns da hingehen."

Dazu muss man wissen, dass Greta so etwas wie eine Klotouristin ist. Sie liebt fremde Klos und sie geht sehr gerne da hin, um sich mal anzusehen, wie es dort so aussieht.
Außerdem benutzt Greta den: "Ich muss jetzt pieseln!"- Trick, wenn sie gelangweilt ist, weil ihre Mama zu lange in einem Laden rumguckt, oder wenn sie im Bett liegen soll und schlafen, oder, wenn sie eine Auszeit in ihrem Zimmer hat, weil sie z.B. Lilli weh getan hat.

Ich dachte, Greta sei bloß gelangweilt und wollte sich das Klo in der Buchhandlung mal ansehen und sagte: "Wenn es so dringend ist, dann gehen wir einfach heim, Greta."
"Ich kann es aber noch aushalten", sagte Greta.

Und dann sah ich mir einfach weiter schöne Bilderbücher an, bis Greta plötzlich zu weinen anfing und rief: "Ich muss jetzt pieseln!", während ihr der Urin schon die Beine hinunterlief. Die rote Strumpfhose war ganz nass, die Schuhe auch ein bisschen und auf dem Boden war eine riesige Urinlache.

Ich hätte im Boden versinken können. Es war schließlich meine Schuld.

"Soll ich ihnen eine Rolle Haushaltstücher bringen?", fragte der Buchhändler, der wirklich nicht sehr kinderlieb wirkt.
"Ja bitte", sagte ich.
"Wir haben auch ein Klo", sagte er. "Mmmh", sagte ich, "meine Tochter hat mich schon darauf hingewiesen. War meine Schuld. Ich dachte, sie müsste nicht wirklich. Es tut mir wirklich sehr leid", antwortete ich.
Und bei meiner Tochter habe ich mich ebenfalls entschuldigt. Ein Pixibuch gabs auch. Zum Trost, weil sie ohne Strumpfhose und mit vollgepieselten Schuhen nach Hause gehen musste.

"Mama", fragte sie vor dem Laden, "bekomme ich jetzt immer ein Pixibuch, wenn ich in einen Laden piesel?"


Mittwoch, 17. September 2014

Begegnung



Greta, Lilli und ich gingen gerade zum Spielplatz, als uns eine Mutter mit einem Kind in einem Rollstuhl begegnete. Das Kind war behindert und vielleicht ein Jahr jünger als Greta. Während ich Lilli im Kinderwagen vor mir herschob, überlegte ich, wie ich die Mutter des Kindes wohl anlächeln könnte, ohne ihr das Gefühl zu geben, ich hätte irgendwie Mitleid mit ihr. Trotzdem wollte ich ihr signalisieren, dass mir klar ist, dass auch mein Kind im Rollstuhl sein könnte und dass ich mir vorstellen kann, dass ihr Leben gerade nicht so einfach ist. Also doch irgendeine Form von Mitgefühl, aber ohne das Überlegene dabei.

Also während ich noch überlegte, ob es so etwas überhaupt gibt, Mitgefühl ohne dieses blöde Überlegene dabei, reines Mitfühlen eben, einfach ein Versuch sich in den anderen ein bisschen hineinzuversetzen, ohne dass das natürlich jemals möglich ist,....

Während ich all dies in meinem Kopf hatte, und der Frau sehr lieb zulächelte, riss sich Greta von meiner Hand los, rannte zu dem kleinen Mädchen im Rollstuhl und streichelte ihre Hand.

"Warum hast du das gemacht, Greta?", fragte ich sie kurz darauf.
 "Weil die lieb war", sagte Greta.



Rollstuhl, Behinderung, Behinderte, BeeinträchtigtKinderwagen, Sportkinderwagen, Push Kinderstuhl



Freitag, 5. September 2014

Greta und die Nachbarn



In unserer Straße ist eine Apotheke. Wir sind häufig in der Apotheke. Seit wir kleine Kinder haben, ist bei uns oft jemand krank. Greta liebt die Apotheke, denn es gibt dort Gummibärchen, die sie sich aus einer Plastikkuh herausholen darf. Plastikkuh ist gut, Gummibärchen sind super. Die Apothekerinnen sind auch nett, vielleicht, weil wir so oft da sind.

Eines Tages trafen wir eine der Apothekerinnen beim Bäcker. Sie stand in der Schlange vor uns. Greta und ich wollten Brot kaufen.
Plötzlich wurde Greta ganz unruhig und zupfte an meinem Pullover. Und als die Apothekerin die Bäckerei gerade verlassen wollte, rief Greta: "Warum bist du nicht in der Apotheke?!"
Die Apothekerin ging in die Knie, verkniff sich das Lachen und erklärte meiner Tochter geduldig, dass auch Apothekerinnen mal Hunger haben.

Gummibärchen bekommt Greta nicht nur in der Apotheke, sondern auch von ihrer Freundin, der Schneiderin. Wenn die Schneiderei geöffnet ist, und wir kommen gerade vorbei, geht Greta hinein und stattet ihrer Freundin einen Besuch ab. Das ist unter der Woche etwa täglich. Manchmal aber auch zweimal am Tag. Bisweilen dreimal.


"Was machst du heute, Greta?", fragt die Schneiderin dann immer.
"Heute gehen wir zum Spielplatz", sagt Greta. "Der Papa bleibt zu Hause. Ich geh mit der Mama. Und Lilli kommt auch mit."
"Und was machst du heute?", fragt sie.
"Ich muss arbeiten", sagt die Schneiderin.
"Und wann gehst du nach Hause?"
"Um sechs Uhr."
"Schläfst du hier?"
"Nein, ich wohne woanders. Hier arbeite ich."
 "Und wo gehst du aufs Klo?"
"Ein Klo habe ich schon hier."
"Wo?"
"Da hinten, siehst du?"
 Greta ist  beruhigt.
 "Krieg ich ein Gummibärchen von dir?"
"Hier hast du, meine liebe Freundin", sagt die Schneiderin.
"Morgen komm ich wieder", sagt Greta.

Vor unserem Haus steht eine Blumenfrau. Greta sagte jeden Morgen vor dem Kindergarten "Guten Morgen" zu ihr und die Blumenfrau schien immer zu beschäftigt, um ihr zu antworten.
Irgendwann beschloss ich, die Blumenfrau auch nicht mehr zu grüßen. Greta aber baute sich eines Morgens vor dem Blumenstand auf und sagte:

"Das finde ich nicht gut von dir. Ich sage immer `Guten Morgen` zu dir und du sagst nie was zu mir."


Ich schämte mich ein bisschen, war aber gleichzeitig stolz auf meine Tochter. Und dann kam eine sehr überraschende Reaktion von der Blumenfrau.
"Da hast du recht", antwortete sie Greta ,"ich bin die Luise und ich sag jetzt immer `Guten Morgen` zu dir."
Seitdem grüßen sie sich, die Blumenfrau und Greta.
"Guten Morgen, Luise!", ruft Greta kaum, dass wir das Haus verlassen haben.
"Guten Morgen, Greta! Alles gut bei dir?", fragt dann die Blumenfrau.
"Alles gut bei mir. Aber gestern warst du nicht da, Luise, warst du krank?", fragt Greta.
"Nein, ich hab gestern mal Urlaub gemacht. Ich hab alles sauber gemacht zu Hause", antwortet Luise.
"Die Fenster auch?", will Greta wissen.
"Ja, auch die Fenster."

Seit ich Greta habe, kenne ich viel mehr Menschen als früher. Ich staune, wie meine Tochter auf die Menschen zugeht. Staune, wie einfach und klar sie Dinge anspricht. Und wie freundlich die Leute zu Greta sind. Wie ernst sie sie nehmen und wie viel Zeit sie sich nehmen, für eine Unterhaltung mit einem kleinen Kind.



Mittwoch, 27. August 2014

Ferien oder: "Wann ist endlich wieder Kindergarten?"

Gretas Kindergeburtstag Ende Juli war ein voller Erfolg.

Es war mal laut und lustig und mal ganz leise und schön. Die Kindern haben getanzt und gespielt und Kuchen gegessen. Kein Kind hat geweint, obwohl ich mich innerlich schon darauf vorbereitet hatte (siehe:  Hilfe wir feiern Kindergeburtstag!).

Greta fragt mich nun jeden Tag, wann sie endlich wieder Geburtstag hat. Meine Antwort ist immer die gleiche: "Im Sommer, Greta, davor kommt noch der Herbst, der Winter und der Frühling. Das ist noch sehr lange hin, bis du wieder Geburtstag hast."

Jetzt sind erst einmal Ferien, Greta.

Ferien. Ich mag es zwar, morgens nicht so strukturiert in den Tag starten zu müssen, könnte aber gleichzeitig ausflippen, weil ich tagsüber so wenig Zeit habe.

Zeit für mich alleine meine ich. 



Lilli wird seit drei Tagen in der Krippe eingewöhnt, bleibt aber nur sehr kurz dort und nur mit Papa. Der Kindergarten ist von Anfang August bis Anfang September zu. Greta ist den ganzen Tag zu Hause. Und die ganze Nacht. Und dann wieder den ganzen Tag.

Da ist immer ein Kind bei mir. Meistens sogar zwei. Fast immer. Heute Nacht hat zuerst Lilli geweint und wurde dann vom Papa in unser Bett geholt und dann Greta, weil Lilli im Bett ganz eng beim Papa lag, wo sie doch liegen will. Nebeneinanderlegen konnte man die Kinder auch nicht (in der Bettmitte), weil Lilli Greta dann kratzt oder versucht mit ihr zu spielen.

Ab fünf Uhr war die Nacht so ziemlich beendet. Blöd für Herrn Frey und mich, dass wir beide gestern zusammen ausgegangen waren und dabei ein bisschen zu viel getrunken hatten. Nur ein bisschen. Grad so viel, dass es sehr lustig war. Gestern Abend zumindest. Heute nicht mehr. Mit einem leichten Kater und viel zu wenig Schlaf sind Kinder nicht gut auszuhalten.

Manchmal stehe ich ganz früh auf, nur um ein bisschen Ohnekinderzeit zu haben. Sehr oft geht das aber schief, weil entweder Greta oder Lilli hören, wie ich über den knarzenden Boden in die Küche zu schleichen versuche und dann höre ich schon das erste: "MAMA!" . Und das ist der Beginn meines Arbeittages.

Abends drehen Lilli und Greta zur Zeit recht auf. Am liebsten wollen die beiden auf unserem Sofa hüpfen. Lilli kann natürlich noch nicht hüpfen, aber sich drauf rumwerfen und auf die Lehne klettern und Beinahevomsofafallen kann sie schon sehr gut. Greta hüpft. Wild und laut und ungestüm.
Und ich finde es eigentlich schön, wenn die Kinder glucksen vor Lebensfreude und Sofahüpfen und Klettern. Aber dann wird es mir oft auch zu viel. In letzter Zeit wird es mir oft schnell zu viel.
Gestern habe ich Greta angeschrien: "Kannst du nicht mal leise sein? JETZT SETZ DICH EINFACH MAL HIN: GANZ STILL UND LEISE!"

Dann bin ich schnell ins Schlafzimmer gerannt und habe meinem Mann das Feld überlassen. Als ich lange genug im Bett gelegen hatte und  wieder ruhig war, bin ich zurück ins Wohnzimmer gegangen und habe mich fürs Schreien entschuldigt.

Und trotzdem ist es heute wieder passiert. Nach ausgiebigem Hüpfen und Heidilesen und Kuscheln hat mich Greta vor lauter Übermut gebissen und ich habe losgeschrien und bin wieder kurz weggegangen, nur um nicht die Fassung zu verlieren. Erst, als ich wieder ruhig war, habe ich mit Greta über den Biss geredet und übers Schreien und ich glaube nicht, dass es etwas gebracht hat.

Heute bin ich müde. Hoffentlich wirds morgen besser.

Greta und ich wollen schwimmen gehen.

Freitag, 18. Juli 2014

Hilfe! Wir feiern Kindergeburtstag!


"Du wirst drei Jahre alt, also darfst du drei Kinder zu deinem Geburtstag einladen, Greta!", sagte ich letztes Jahr zu meiner älteren Tochter. "Gut, dann sollen Martina, Nora und Tilda kommen", sagte Greta. Martina ist meine Cousine. Sie ist 38. Wenn Greta meine Cousine und deren Töchter Nora und Tilda einladen wollte, dann war mir das nur recht. Leichter ging es für mich wohl nicht.

Dieses Jahr ist alles anders. Greta ist schließlich ein Kindergartenkind. Kindergartenkinder planen ihren Geburtstag unaufhörlich, das ganze Jahr lang.

Ist meine Tochter mit einem Kind böse, ruft sie laut: "Dich lad ich nicht zu meinem Geburtstag ein!"
Das ist Höchststrafe unter Kindergartenkindern. Schlimmer gehts nicht.
Oft ruft dann das andere Kind zurück: "Ich dich auch nicht." Und dann kommt irgendwann ein "Bäh, bäh!" und dann sind beide Kinder traurig.
Wenn beide lange genug traurig waren, wird wieder gespielt und alles ist wieder gut. Kindergeburtstagseinladung inklusive. Erwachsene sollten vielleicht auch so streiten, denke ich manchmal. Irgendwie dauert bei uns die Versöhnung oft länger und ist auch komplizierter.

Ist Greta sauer auf mich, schreit sie auch ganz laut: "Dann lade ich dich eben nicht zu meinem Kindergeburtstag ein!" oder, wie sie meint, noch schlimmer: "Ich feier meinen Geburtstag im Kindergarten und du darfst nicht mitfeiern, Mama!"

Wie oft habe ich gedacht, dass das eigentlich ganz ideal wäre, wenn Greta mich nicht einladen würde zu ihrem Kindergeburtstag. Ich hasse Kindergeburtstage ebenso sehr wie Kuchen backen. Und für so einen Kindergeburtstag muss man ganz schön viel Kuchen backen.

Niemand hat gesagt, dass man so viel Kuchen backen muss, wenn man ein Kind hat. Hab wahrscheinlich die Jobbeschreibung fürs Mamasein nicht richtig gelesen.
Für Gretas 4. Geburtstag brauche ich sage und schreibe VIER Kuchen. VIER!

Bin ich eine Kuchenmaschine? Zwei Kuchen müssen wir in den Kindergarten mitbringen, damit alle 25 Kinder und die drei Erzieherinnen feiern können. Und dann brauchen wir noch einen Kuchen für den Geburtstag zu Hause (zum Kerzenausblasen und für den Großelternbesuch am Nachmittag). Ach ja, und einen natürlich noch für den Kindergeburtstag, der an einem anderen Tag statt finden soll, damit nicht alles zu viel wird für Greta. (Und damit ist jetzt nicht der Kuchen gemeint.)

Ich hab Angst vorm Kindergeburtstag.

Das Kuchenproblem habe ich soweit ganz gut gelöst. Zwei Backmischungen, wohlgemerkt Biobackmischungen (für die ernährungsbewussten Leser) stehen schon im Schrank und zwei Kuchen habe ich bei Eismann bestellt. Schokokuchen... etwas anderes kommt für Greta nicht in Frage.

So, bleibt noch die Geburtstagsfeier. 
Diesmal habe ich Greta gesagt, sie dürfe vier Kinder einladen. Greta änderte jedoch ständig die Liste dieser vier Freundinnen. Plötzlich durfte nicht einmal mehr eine ihrer drei besten Freundinnen kommen.

"Aber, Greta, warum darf jetzt die Nele nicht mehr zu deinem Geburtstag kommen? Du warst doch auch bei ihrem Geburtstag und du magst die Nele doch so gerne", sagte ich überrascht.

"Weil die Lisa sonst weint!", entgegnete Greta entrüstet, "Nele kommt einfach nächstes Jahr, hat sie gesagt, die weint nicht. Aber die Lisa, die muss ich unbedingt einladen, sonst weint sie. Hat sie gesagt!"

Die kleine Nele ist ein ganz liebes Mädchen. Geschwisterkind. Zweites Kind. Weint nicht so viel. Versteht, dass man manchmal auch warten muss, damit jemand anderer nicht traurig ist. Ziemlich viel emotionale Kompetenz für eine Vierjährige (eben erst vier geworden!), finde ich. Und die Nele sollte unbedingt eingeladen werden. Sie spielt so schön mit Greta und die beiden mögen sich wirklich.

Irgendwann wurde mir klar, dass Greta sich in einer Zwickmühle befand. Vier Kinder einladen stellte sie vor ein unlösbares Problem. Schließlich gibt es genau sechs gleichaltrige Mädchen in ihrer Kindergartengruppe, Greta inklusive. Wenn ich ihr erlaubte, vier Kinder einzuladen, war immer eines der Mädchen sauer auf sie, oder es drohte eben zu weinen.
Kein Wunder, dass Greta ständig ihre Liste änderte!

Also gut, Fehler eingesehen. Das Kind darf ausnahmsweise fünf Kinder einladen, auch wenn es erst vier wird.

Zum Glück hat schon eines der Kinder abgesagt. Lisa. Wird nicht weinen, da eingeladen, kann aber nicht kommen. Gut. Eins weniger, das auf Gretas Kindergeburtstag weinen wird.

Ich bin Lehrerin. Ich habe keine Probleme sechzig Fünftklässler zu beaufsichtigen, oder mit ihnen eine Wanderung zu machen, oder irgendwo draußen mit ihnen im Park zu spielen.
Aber: Ich habe Angst vor dem Kindergeburtstag meiner Tochter. Fünf Vierjährige.
Das finde ich völlig unberechenbar. Da weint dann plötzlich eins, weil die Sauce zu den Nudeln falsch ist, oder weil es bei einem Spiel nicht mitmachen will. Schlimmstenfalls aber dreht meine eigene Tochter einfach durch, weil ihr alles zu viel wird und weil sie so aufgeregt ist. Hilfe!
Wir feiern Kindergeburtstag!

Mittwoch, 9. Juli 2014

Vergleiche

Ich hab als Kind schon keine Wettbewerbe gemocht. Das war mir zuviel Druck. Also habe ich gar nicht erst mitgemacht. War entspannter. Ich war immer schon einer sehr gute Schwimmerin, aber an den Wettbewerben meines Vereins wollte ich nicht teilnehmen. Also hat mich der Verein nicht weiter gefördert. Irgendwann blieb ich in immer der gleichen Gruppe hängen, obwohl ich längst besser schwamm als die anderen Kinder. War mir egal. Fast egal zumindest.

Unter den Müttern am Spielplatz herrscht ein unglaublicher Wettbewerb. Das fängt schon bei den Klamotten für die Kinder an: "Oh, das ist aber eine schöne Hose, die deine Tochter da trägt!", sage ich. "Ach die, die habe ich gebraucht gekauft!", ist dann oft die Antwort. 
Gebraucht gekauft und schön ist das absolut Beste, was so eine Mutter klamottentechnisch leisten kann. Nicht nur, dass die Hose wunderschön ist, nein, sie wurde auch noch billig von der Mama erjagt. Oft natürlich bei ebay. In stundenlangem Bietmarathon. Oder wirklich im Secondhand, nach unzähligen Besuchen. Oder aber beim Babybasar: im Kampf mit anderen Mamas. Schneller sein. Billiger einkaufen. Schönere Sachen fürs eigene Kind bekommen.

Natürlich hört der Wettbewerb bei den Klamotten nicht auf. Babykurse sind legendäre Orte für Vergleiche aller Art: Was kann dein Kind, was meins?

Mit Greta war ich mal ein paar Stunden in PEKip. "Halt mal die Rassel neben dein Kind, dann dreht sie sich vielleicht", sagte mir die gute PEKip Frau.
"Ach ja", dachte ich, "aber lernen Affen nicht auch sich zur Seite zu drehen. Ganz ohne PEKip und Rasseln an der Seite?"
Was die Bewegung betrifft, so glaube ich, dass die Kinder alles von ganz alleine lernen. In ihrem eigenen Tempo. Zu ihrem eigenen Zeitpunkt. Ohne Rasseln. Ohne PEKip.

Ich bin da nur hingegangen, um andere Mütter kennen zu lernen. Nachdem ich dann feststellte, dass es da nur um die Babys ging und um deren Förderung, bin ich nicht mehr hingegangen. Meine Kinder müssen nicht mit Rasseln zu irgendetwas gebracht werden. Das lernen sie alles. Zu Babykursen gehe ich nur, um entweder selbst Spaß zu haben oder um mein Kind zu unterhalten.
Spaß gemacht hat mir Nordic Walking mit Baby. Ach ja, Greta fand es auch lustig in der Manduca zu sitzen und durch den Wald getragen zu werden.
Spaß gemacht hat meinen Kindern das Babyschwimmen. Ich selbst fand das weniger vergnüglich. Dieses ganze Anundausziehen und im babypi...warmen Wasser rumplantschen... Das habe ich wirklich nur für Greta und Lilli gemacht, die das Wasserplantschen dafür wirklich toll fanden.
Babymassage hab ich mit Greta gemacht. Hat uns beiden gefallen. Ich konnte mit anderen Mamas quatschen und Greta fand die Berührungen schön.

Aber nach der Babyzeit hört die ganze Förderei ja nicht auf. Die richtige Krippe, der richtige Kindergarten, die richtige Grundschule.... Gespräche darüber füllen viele Spielplatznachmittage.

Zweisprachigkeit ist der neue Trend hier in R. Find ich völlig überflüssig. Obwohl ich Englischlehrerin bin. Warum sollen Greta und Lilli in zweisprachige Einrichtungen gehen?
Das, was sie da lernen, können sie, wenn sie älter sind, so leicht und ganz nebenbei aufschnappen, indem ich sie mal ins Ausland schicke.
Jetzt sollen meine Kinder erstmal spielen. Frei spielen. Klettern. Laufen. Singen. Geschichten erfinden und Geschichten hören. Wasserplantschen und matschen. Dreckig werden. Sandburgen bauen und in Pfützen hüpfen.
Pfützen hüpfen und dabei Lieder singen halte ich für sehr förderlich für meine Kinder.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Mmmmmmmmmmmmmmmmmh!



"No come ( = sie isst nicht)", sagte die Großmutter von Isabella. Für eine spanische Großmutter ist das eine Katastrophe. Isabella, zwei Jahre alt, saß gerade in ihrem Buggy und aß.

Kuchen! Zum Frühstück! Im Buggy!

Ihre Großmama deutete auf meine kleine Lilli und meinte "Schau mal, Isabella, so sollst du essen!"
Lilli aß gerade ein Stück Brezel.  Zweites Frühstück.

Da musste ich lachen.

Lilli als Vorbild für gutes Essen?

Lilli isst Wurst und noch mehr Wurst. Ansonsten auch Fleisch, Hühnchen mag sie gerne (am liebsten Hähnchenkeule). Kuchen! Und sie liebt Vanilleeis. Ach ja, kalte Nudeln gehen auch, aber nur manchmal. Fisch! Besonders Fischstäbchen ohne Panade. Und Tomaten und Bananen. Butterkekse. Und manchmal Brezel.
Das wars dann aber auch schon.

Insgesamt scheint Lilli Trennkost zu bevorzugen. Sie mag es gar nicht, wenn man Beilagen und Fleisch mischt. Überhaupt nicht. Sie mag auch sehr vieles anderes nicht.
Alles, was Lilli nicht mag, wird sofort entsorgt.
Egal wie hungrig sie ist, was sie nicht mag, wirft Lilli in hohem Bogen auf den Boden. Und dabei schaut sie ziemlich erbost: "Wie könnt ihr mir so etwas nur auf meinen Teller legen?  Seid ihr verrückt?", scheint sie dabei zu sagen.

Wenn man versucht, Lilli Joghurt oder Quark zu geben, verzieht sie ihr Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Dann spuckt sie alles schnell wieder aus. Was sie nicht davon abhält, nochmal zu probieren, nur um wieder das Gesicht zu verziehen und alles auszuspucken.

Lilli trinkt immer noch sehr gerne ihre Milch. So etwa fünf bis sieben Flaschen am Tag. Ein bis zwei davon bekommt sie nachts.
Lillis Kinderärztin sagt: " Lilli darf nicht so viele Flaschen trinken. Sie muss mehr feste Kost zu sich nehmen."

Ich lächele dann und sage: "Ach, Lilli wird das überleben."

Vor ein paar Monaten hatte Lillis Kinderärztin noch gesagt: "Lilli muss unbedingt mehr als ein Glas am Tag essen." Lilli trank sehr viel Milch und aß etwa ein halbes Glas am Tag. Aber auch das nur, wenn sie gute Laune hatte. Ansonsten trank sie Milch und aß bei uns mit, was ihr so schmeckte.
Wir praktizierten so eine Art Baby Led Weaning. Nur, dass ich halt nicht mehr stillte und Lilli Flaschenmilch bekam.  Zur Kinderärztin sagte ich: "Lilli mag keinen Brei. Sie wird es überleben."

Und Lilli lebt ganz gut. Die Ernährungsvorstellungen der Kinderärztin interessieren sie nicht. Sie isst nur, was ihr schmeckt, liebt ihre Milchflaschen und wiegt ein ganz kleines bisschen mehr als der Durchschnitt, wobei sie ganz durchschnittlich gewachsen ist. Mit ihren Maßen ist die Kinderärztin übrigens zufrieden.

Ich bin mit Lilli insgesamt zufrieden. Sie soll essen, was ihr schmeckt. Ich habe keine Lust mehr auf diese ganzen Richtlinien.

Bei Greta habe ich mich noch völlig verrückt machen lassen. Sie war auch sehr wählerisch als Baby. Sie wollte keinen Brei essen. Und ich hab alles versucht. Wollte unbedingt die Kinderärztin glücklich machen und natürlich die Verwandten, die alles besser wissen.

Gesungen habe ich für Greta, damit sie isst, Fliegerlöffel, selbst gekocht, die unterschiedlichsten Gemüsebreie aufgewärmt. Ratgeber gelesen. Das ganze Programm.  Greta sollte schließlich gesund ernährt werden und möglichst keine Allergien bekommen. Nachdem ich selbst Allergien habe, dachte ich, ich muss das jetzt besonders gut machen. Also stillen, dann Pastinake, Pastinake-Kartoffel, Pastinake-Kartoffel-Fleisch, nach und nach verschiedene Gemüsesorten, irgendwann dann der Abendbrei und dann der Nachmittagsmantsch. Hat nicht geklappt.

Wir kamen nie über das halbe Glas Gemüse-Fleischbrei mittags hinaus. Abends hat Greta irgendwann ein paar Löffel Brei in ihre Flasche bekommen. Brei vom Löffel essen wollte sie gar nicht. Das halbe Glas mittags kostete mich genug Zeit und Kraft. Und ich fürchte, Greta auch.

Verwandte sahen mir beim Breifüttern zu und sagten immer: "Das kann man ja gar nicht mitansehen. Du machst das nicht richtig. Gib mal den Löffel her, ich mach das."
Und ich gab den Löffel her, hoffend, jemand nähme mir die lästige Geduld fordernde Fütterung ab, um dann nach spätestens fünf Minuten zu hören: "Die isst einfach nicht. Mach bitte du wieder weiter!" Und dann habe ich wieder weitergefüttert, gesungen, gefliegert.....
Es war nervtötend.
Nach Greta habe ich mir geschworen, so etwas nie wieder zu machen.

Auch bei Lilli gucken die Verwandten komisch, wenn sie sehen, welch eigenwillige Essvorstellungen unsere Tochter hat. Wenn Lilli an einem Hühnerbein nagt, sieht sie aus wie Pebbles Feuerstein.

"Gib ihr doch mal Kartoffel!", sagte meine Mutter am Wochenende.
"Mmmmh. Ja", sagte ich.
"Ich koch ihr jetzt mal eine Kartoffel. Du wirst schon sehen", sagte meine Mutter dann.
"Mmmmh. Ja", sagte ich.
Dann gab es endlich die gelobte Kartoffel. Lilli spuckte alles wieder aus. Schüttelte sich und warf die Kartoffelreste in hohem Bogen von ihrem Teller. Ihr Gesicht hatte wieder diesen Ausdruck von:
"Warum legt ihr so etwas auf meinen Teller? Seid ihr verrückt geworden?"

Heute hat Lilli ein bisschen Lachs, ein wenig Rindfleisch und eine halbe Banane gegessen, viele Milchflaschen getrunken, daneben ein paar Krümel von Gretas Schokokuchen, ein Löffelbiskuit ohne Zucker, am Abend Nudeln mit Ei.

Sie ist satt geworden.
Lilli isst ganz selbstständig. Und sie isst gerne.
Ich habe mir die ganze Löffelei erspart. Und ihr auch. Und ich habe keinen Stress mehr mit ihrem Essen. Keinen stimmt nicht, denn Lilli macht beim Essen sehr viel Sauerei, aber insgesamt stresst mich das viel weniger als das blöde Füttern bei Greta.

Ernährungspläne, Kinderärzte?
"Mmmmh. Ja?"

 Am liebsten mag Lilli übrigens Ei. Sie bekommt zwar nur das Eiweiß, aber darauf ist sie ganz verrückt. "MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMHHHHHH!", sagt sie dann und straht übers ganze Gesicht.

Und über Greta sagen sie im Kindergarten immer, sie sei so eine tolle und unkomplizierte Esserin.
Ist sie auch. Seitdem sie nicht mehr Brei löffeln muss und wir keinen Kindergesundernährungsplänen mehr folgen, isst Greta so ziemlich alles.

Dienstag, 10. Juni 2014

Allein mit den Kindern Oder Kirschenessen in der Badewanne

So. Nun bin ich also allein mit Greta und Lilli. Von Freitag bis Dienstag. Vier Tage lang.

Herr Frey hört sehr gerne laute schreckliche Musik und geht noch lieber auf laute, verdreckte schreckliche Dauerveranstaltungen, die sich über drei Tage und länger hinziehen.
Eigentlich immer nur auf ein Festival pro Jahr. Aber dieses Jahr konnte er sich so schwer entscheiden. Und weils Weihnachten war, habe ich meinem Herzen einen großen Stoß gegeben und hab ihm eine Rock im Park Karte gekauft. Inklusive Kinderbetreuung. Alleine. Vier Tage. Freitag bis Dienstag.

Je näher diese vier Tage kamen, desto ängstlicher wurde ich. Vier Tage. Allein. Mit. Meinen Kindern.

HILFE!

 So. Tag eins geschafft. War eigentlich gar nicht so schwer. Sind ganz gut durchgekommen wir drei. Obwohl Lilli grad wieder irgendetwas hat. Einen Schub? Oder Impfnachwirkungen (Gibt es die bei einer FSME Impfung überhaupt?) ? Oder der fünfte Zahn? Sie weint jedenfalls. Ziemlich viel. Kommt nachts etwa dreimal. Will tagsüber dauern bei mir sein. Getragen werden. Getröstet werden. Kriegt plötzliche Wutanfälle und schmeißt dann das, was sie gerade in der Hand hat, auf den Boden. Vor allem Essen landete heute auf dem Boden. Gestern bei der Babysitterin hat sie eine Milchflasche auf die Straße geworfen, sodass diese zu Bruch ging. Vielleicht hätte Lilli mitfahren sollen zu Rock im Park. Dort werden auch viele Flaschen zerdeppert. Geschrien wird auch. Und Wutanfälle gibt es jede Menge.

Jedenfalls, trotz Lillis Rockstarallüren habe wir den Tag sehr gut gemeistert.
Haben Eis gegessen. (Lilli hats vor allem überall hingeschmiert, um dann sehr wütend zu werden, als ich ihr die Reste wegnahm.)
Waren am Spielplatz. (Lilli hat dort sehr viel Sand gegessen. Greta ein Loch gegraben, in dem echte Haie waren, die aber freundlich genug waren, um nicht aus dem Sandloch herauszukommen und irgendwelche Kleinkinder anzuknabbern.)
Haben nach dem Spielplatz gebadet. (War auch nötig, da Sonnenmilch und Sand keine besonders tollle Kombination zur Hautpflege sind)
Und Greta bekam ganz viele Kirschen in ihr Badewasser, die sie alle nackig und in der Wanne essen durfte. (Lustig für Greta. Praktisch für mich, da es keine Kirschflecken auf irgendwelchen Klamotten gab.)
Und Lilli habe ich kurzerhand im Küchenspülbecken gebadet. Hier dienten zwei Plastikbecher als Unterhaltungsfaktor. Lila und rosa (hätte vielleicht andere Farben wählen sollen, um Lilli nicht in irgendeine Geschlechterrolle zu pressen ;).
Und dann Abendessen, Zähneputzen, kurz DVDgucken für Greta (Raupe Nimmersatt), ausnahmsweise nochmal Gummibärchenessen nach dem Zähneputzen (auch nur Greta: gemein oder?) und dann Schlafen (nur die Kinder... für mich gabs noch ein schönes Feierabendbier). 

Mittwoch, 4. Juni 2014

Vorsicht Buchrezension (Bilderbuch ab 3 Jahre)

VORSICHT KROKODIL. Lisa Moroni, Eva Eriksson, Moritz Verlag 2014

Ein neues Lieblingsbilderbuch hat mich gefunden. Es heißt "Vorsicht Krokodil" und man kann es Kindern ab 3 Jahren vorlesen. (Altersempfehlung des Verlags 4-6 Jahre)



Worum es geht: 

Toras Papa hat Urlaub und will mit seiner Tochter etwas TOLLES machen. Zelten im Wald ist geplant. Tora findet, dass es an der Zeit ist, denn ihr Papa ist ein richtiger LANGWEILPAPA. Ständig arbeitet er am Computer, trinkt Kaffee und telefoniert mit seinem Handy.

Zuerst bleibt das auch so. Papa und Tora fahren in den Wald und Papa ist sehr langweilig. Er erkennt nicht, dass der Wald voller Abenteuer ist. Sieht die Schlange nicht, die er für eine Wurzel hält. Sieht die Blätter fressenden Giraffen nicht. Und auch nicht den Löwen, die Nilpferde und die Stumpftrolle. Papa sieht nur Bäume und Steine und Baumstümpfe. 

Erst als der Nebel kommt, verändert sich etwas. Die Nebelelfen nimmt Papa zwar noch nicht wahr, aber das Krokodil im Fluss, gegen das Tora kämpfen muss. Zum Glück hilft ihr Papa und bringt Tora vor dem wilden Tier in Sicherheit.

Am Abend, als Papa und Tora ihr Zelt aufbauen, entdecken die beiden ein Seeungeheuer, das nett ist und nur Fischstäbchen mag. Bei Einbruch der Dunkelheit versammeln sich plötzlich all die wilden Tiere und Phantasiewesen um das Zelt. Tora schläft glücklich ein. Sie hat den BESTEN PAPA DER WELT.

Warum Erwachsene das Buch mögen könnten:

1.) Tora ist ein abenteuerlustiges Mädchen und keine rosa Lillifeeprinzesschen. Sie hat Mut und ist stark und phantasievoll und gescheit und daher ein ideales Rollenvorbild für Kinder.

2.) Toras Papa ist kein Langweilpapa. Es gelingt ihm den Alltag hinter sich zu lassen, den Computer und das Handy auszuschalten und mit seiner Tochter in den Wald zu fahren. Dort lässt er sich immer mehr auf sein Kind ein und lernt Dinge zu sehen, für die man ein bisschen Phantasie braucht. Toras Papa ist ein tolles Vorbild für Eltern, Onkel, Tanten und für alle, die etwas mit Kindern unternehmen wollen.

3.) Die Zeichnungen von der schwedischen Buchillustratorin Eva Eriksson sind realistisch und gleichzeitig phantasievoll. Man findet immer wieder etwas Neues in den Bildern. Außerdem sind sie wunderschön.

Warum Kinder das Buch mögen:

1.) Tora sagt ihrem Papa immer, was sie von ihm hält. Sie hat keine Lust auf Langeweile, sondern will etwas erleben.
2.) Auf den Bildern kann man viele Tiere entdecken, die sich im Wald verstecken.
3.) Erwachsene lesen das Buch gerne und oft vor.

Was mir persönlich das Buch gegeben hat:

1.) Abwechslung beim Vorlesen
2.) Mehr Bereitschaft mit Greta in Phantasiewelten abzutauchen, die Dinge hinter den Dingen zu sehen. Auch im Alltag.


Anmerkung der Autorin: Dies ist ein privater Blog. Ich bekomme keine Werbegeschenke und bin daher völlig unabhängig und frei in meinen Wertungen.


Mittwoch, 28. Mai 2014

Sehnsüchte

Eine rauchen, auch wenn man eigentlich Nichtraucherin ist.

Viel zu viel trinken.... und einmal nicht an den nächsten Tag denken




Schöne Sachen tragen, die nicht spielplatztauglich sind

 Hemmungslos Shoppen

Sehr lange ins Leere starren

Am Meer sitzen, Wellen beobachten. Noch länger ins Leere starren.

Einen Wochenendtrip in irgendeine schöne Stadt machen (Kopenhagen z.B.)

Ganz weit weg fahren. Ohne Kinder. Vielleicht Südfrankreich....

Schwimmen. Im offenen Gewässer. Sehr lange.


 Eine Kunstausstellung im Museum ansehen

Dienstag, 20. Mai 2014

Integrative Kinderkrippe


Als wir noch in N. wohnten, ging Greta in eine integrative Kinderkrippe. Was das genau heißt, wurde mir erst richtig klar, als plötzlich ein neues Mädchen in der Krippe war, das anfangs sehr viel weinte.
Lena war genauso alt wie meine Tochter, konnte aber noch nicht krabbeln und laufen und lag erst einmal nur auf dem Boden herum. Morgens, wenn ich Greta in die Krippe brachte, fiel mir auf, dass Lena wahnsinnig lange nach ihrer Mama weinte. Anna, die Krippenleiterin, hielt Lena immer in ihren Armen und tröstete sie, wobei es ein bisschen so wirkte, als ließe sich das kleine Mädchen gar nicht trösten.
Greta sagte immer nur: "Lena weint, Mama." Das sagte Greta wochenlang. Jeden Nachmittag.
Besorgt rief ich meine Cousine an. Sie ist Förderschullehrerin.
"Ist das nicht schlimm für das kleine Mädchen? Sie weint immer. Und sie kann sich gar nicht bewegen wie die anderen Kinder. Sie liegt nur auf dem Boden. Und was ist mit den anderen Kindern? Nimmt sie das nicht zu sehr mit, wenn da ein Mädchen immer weint?"
Meine Cousine beruhigte mich und meinte, ich solle froh sein, dass meine Krippe Platz für so ein Mädchen habe.
Anna schien jedenfalls alles im Griff zu haben. Sie hielt die kleine Lena, während diese weinte, in ihren Armen. Wochenlang. Jeden Morgen. Platz hatte sie. In ihrer Krippe und in ihrem Herzen.
Und irgendwann weinte Lena nicht mehr. Irgendwann konnte sie kriechen und dann auch sitzen. Dauerte eben alles ein bisschen länger als bei anderen Kindern. Und meine Tochter hatte Lena sehr gern. Sie erzählte viel von ihr.
Über das Thema "Besondere Kinder" habe ich mit Greta nicht gesprochen. Sie nahm die kleine Lena als ein ganz normales Mädchen wahr. Eines, das anfangs sehr viel geweint hatte.
Ich wollte, dass das so blieb. Lena sollte für Greta nicht das "besondere" Mädchen sein, sondern ein Kind wie alle anderen. Sie brauchte ein bisschen länger für manche Dinge. Aber das nahm Greta gar nicht wahr, schließlich hatte sie ja keinen Entwicklungsplan in ihrem Kopf.
Lenas Eltern waren sehr offen. Trotzdem fiel es mir anfangs schwer, auf sie zuzugehen. Immer war da dieses Gefühl. Ein Gefühl von schrecklicher Ungerechtigkeit. Was dachten sie, wenn sie sahen, dass meine Tochter, gleich alt wie ihre, so schnelle Fortschritte machte? Laufen lernte. Sprach. Kletterte. Auf einem Bein hüpfte.
Am Krippensommerfest standen die Eltern in kleinen Grüppchen im Garten herum und sprachen über die Kinder. Lenas Eltern aber hielten sich ein bisschen abseits. Sie standen am Zaun. Alleine.
Da endlich, bin ich auf Lenas Mama zugegangen und habe ihr gesagt, dass ich nicht recht wüsste, wie ich sie ansprechen sollte. Dass es sich ungerecht anfühlen würde, wenn man selbst ein gesundes Kind habe.
Und Lenas Mama. Die lächelte. Und dann sagte sie, sie sei einfach froh, wenn jemand ganz normal auf sie zuginge. Sie habe sich das alles nicht ausgesucht, aber sie wurschtle sich so durch. Manchmal fühle sie sich hilflos und überfordert, aber manchmal auch sehr glücklich über ihre kleine Tochter, dass sie überlebt habe, obwohl sie viel zu früh geboren wurde. Dass sie trotzdem da sei. Und Fortschritte mache.
Ich sprach mit ihr auch über den Wunsch nach einem zweiten Kind.
Im Moment, sagte sie, könne sie sich das kaum vorstellen. Sie habe zuviel Angst, wieder eine komplizierte Frühgeburt zu haben. Angst, noch ein "besonderes Kind" zu bekommen. Dass sie ihren Kindern dann nicht mehr gerecht werden könne.
Das zweite Kind. Die zweite Schwangerschaft.
Vor Lillis Geburt habe ich auch Angst vor einer Frühgeburt gehabt. In der 24. Schwangerschaftswoche hatte mir eine Frauenärztin gesagt, sie glaube, das Baby bleibe nicht mehr sehr lange in meinem Bauch. Und da habe ich viel an Lenas Mama gedacht. An ihre Offenheit. Ihre Fröhlichkeit. Ihre Kraft.
Lilli kam dann doch nicht zu früh. Sie wurde kerngesund in der 41. Schwangerschaftswoche geboren. Ein Geschenk.
Wir trafen uns wieder, Lenas Mama und ich. Am Tag der offenen Tür der Kinderkrippe in N. Lena hatte ganz offensichtlich tolle Fortschritte gemacht, konnte laufen und besuchte mit großer Freude einen integrativen Kindergarten. Wir waren mittlerweile nach R. gezogen und hatten Lilli bekommen.
Es war schön Lena wieder zu sehen. Schön ihre Mama zu sehen, die mittlerweile wieder berufstätig ist.
Und ich erzählte Lenas Mama vom Umzug, von unserem Leben in R. und von meinen Ängsten während der zweiten Schwangerschaft. Und ich sagte ihr, dass sie mein inneres Vorbild in der Schwangerschaft gewesen war....
Ein Bild, das ich vor Augen hatte.....
Für den Fall, dass Lilli nicht ganz gesund geboren würde,.... da wollte ich nämlich so fröhlich und offen und mutig und tapfer sein wie sie.  So oft hatte ich an sie gedacht. Und an Lena.

Es war gut, dass Lena mit Greta in die Kinderkrippe gegangen ist. Gut für Lena, die sich von den anderen Kindern viel abschaute und gut für Greta, die lernte, mit Kindern umzugehen, die etwas länger brauchen als andere.
Es war gut für mich, weil ich Lena und ihre Eltern kennen lernen durfte und so auch eigene Berührungsängste abbauen lernte.
Und es war gut, dass Lenas Mama auch mal an sich dachte, wieder anfing zu arbeiten und ihre Fröhlichkeit bewahren konnte, obwohl das bestimmt nicht immer einfach für sie war.

Nachdem ich ihr das alles erzählt hatte, fragte ich Lenas Mama, ob sie sich mittlerweile vorstellen könne, ein zweites Kind zu haben.

"Ja", sagte sie und lächelte.
"Jetzt kann ich mir ein zweites Kind schon vorstellen."

Da habe ich sie in den Arm genommen und ganz fest gedrückt.

Sonntag, 18. Mai 2014

Sonntags: 10 von 10

10 gute bzw. schlechte Dinge der Woche:


1. Donnerstags mit Greta eine Höhle im Esszimmer gebaut, weil es draußen so kalt war und weil jedes Kind lernen muss, eine Höhle zu bauen




2. Mit Lilli das erste Mal beim Babyschwimmen gewesen und festgestellt, dass sie überhaupt nicht wasserscheu ist :)

3. In Wohnblogs und Wohnbüchern geschmökert

4. Greta untersucht, um herauszufinden, wo genau die "Warum-Krankheit" bei ihr sitzt





5. Samstagabend Pizza geholt, "weil man ja nicht immer was Gesundes essen kann", wie Greta meint.

6. Über Lilli gelacht, die unbedingt Bier trinken wollte (aber nicht durfte, das muss man in Bayern dazu sagen)

7. Im Figurentheater gewesen ... Leider durfte nur Greta hinein. Weil Lilli erst eins ist, musste ich mit ihr draußen warten. 







8. Ganz stolz auf Greta gewesen, die sich schon so viel alleine traut.

9. Sehr viel Zeit draußen verbracht, obwohl es so kalt war, damit Herr Frey in Ruhe Mathe Abitur korrigieren konnte

 10. Eine Kinderkrippe für Lilli angesehen und beschlossen, eine andere Krippe für sie zu suchen.

Sonntag, 11. Mai 2014

Sonntags: 10 von 10

10 gute bzw. schlechte Dinge der Woche:

Diesmal eine Woche mit zauberhaften Geschenken und märchenhaften 
Überraschungen ...

1. Eine neue Laufstrecke entdeckt

2. Von meiner Mama unsere alte Spielkiste vom Dachboden restauriert und geschenkt bekommen

3. Lilli liebt die Spielkiste und kramt den ganzen Tag darin herum (SCHNEEWITTCHEN)


4. Blumen von Herrn Frey bekommen 

5. Einen Biofertigkuchen (Schoko) für Lillis Geburtstag gebacken, der wirklich gut schmeckte (TISCHLEINDECKDICH)
 
6. Lilli hat sich die Mundharmonika geschnappt und konnte wirklich darauf spielen
(DER RATTENFÄNGER VON HAMELN)

7. Greta und ihr Papa haben heute sehr gut für uns gekocht

8. Mit den Kindern auf dem Wochenmarkt eingekauft

Leider wieder ein Bild von Äpfeln, aber es passt einfach so gut zu Schneewittchen :)

9. Mich zwischendurch müde, kränklich und ausgelaugt gefühlt (so ein DORNRÖSCHENschlaf wäre manchmal nicht schlecht... müssen ja nicht gleich 100 Jahre sein....100 durchgeschlafene Nächte tuns auch!)

 10. Erfahren, dass die Baugenehmigung für unser Haus frühestens Mitt Juli da sein wird und wir daher noch ein paar Monate später einziehen werden als geplant

Samstag, 10. Mai 2014

Schönen Muttertag auch!



Muttertag, das war für mich als Kind immer mit Stress verbunden. Ich hatte Angst, nicht rechtzeitig ein Geschenk für die Mama zu finden. Angst, dass die Mama dann traurig sein könnte.
Und immer fühlte ich mich für meine kleineren Brüder und deren Geschenke für die Mama gleich mitverantwortlich.

Als Frau kommt man irgendwie kaum raus aus der Verantwortung. Familienfeiern scheinen prinzipiell irgendwie Frauensache zu sein. In der Organisation. Was die Geschenke betrifft. Was das Kochen betrifft.

Ich wehre mich da. Ich habe keine große Lust für die ganze Verwandtschaft zu kochen. Kochen für mehr als vier Personen stresst mich. Backen hasse ich. Prinzipiell. Wenn wir Besuch bekommen, gehen wir daher meist auswärts essen. Geburtstagskuchen bestehen bei uns meistens aus Fertigmischungen. Müssen wir irgendwo Kuchen mitbringen, kaufe ich einen und taue ihn auf.

Was die Geschenke betrifft, bin tatsächlich ich in der Verantwortung. Zumindest, was das Besorgen betrifft. Immerhin habe ich meinen Mann überzeugen können, dass er besser einpacken kann als ich.

Und der Muttertag an sich ist sowieso so eine verlogene Sache. An einem Tag im Jahr soll die ganze Scheißarbeit der sich aufopfernden Mutter dann plötzlich irgendwie gewürdigt werden. Wie?
Mit einem Frühstück am Bett, einem Sträußchen Blumen selbstgepflückt und ein paar Pralinen.

Und in den Geschäften wünscht einem am Tag davor plötzlich jeder einen  "Schönen Muttertag!"
Voll beladen mit den Wochenendeinkäufen im und um den Kinderwagen herum, dazu zwei Kleinkinder, auch im und um den Kinderwagen herum, lächele ich dann und denke: "Schönen Muttertag auch!"

So ein Wochenende ist für eine Mama ganz schön stressig.
Kindergarten zu. Die ganze Familie zu Hause, Wäsche, Einkaufen, Kochen. Oft Besuche.
Sonntagsabend bin ich immer froh, wenn es vorbei ist, das schöne Wochenende.

Und der Muttertag. Die eigene Mutter hätte gerne, dass man vorbeikommt, die Schwiegermama auch. Ich erinnere meinen Mann daran, doch bitte Blumen für seine Mutter zu kaufen.

Meine Tochter will, dass ich am Montag in den Kindergarten komme zum schönen "Muttertagsfest". Erst Gottesdienst mit Maiandacht, dann Kaffee und Kuchen und selbstgebastelte Geschenke im Kindergarten.
Sie übt schon fleißig ein Lied zum Muttertag:
  
"Eine Mama wie die meine ist so fleißig und so nett,
wäscht und bügelt meine Sachen und bringt abends mich ins Bett.
Ruf dir heut zu deinem Feste “Mama” laut und stürmisch zu.
Ja die aller, allerbeste, liebste Mama, die bist du.


Eine Mama wie die meine ist so kuschlig und so lieb,
nimmt mich dann in ihre Arme, wenn ich wirklich traurig bin.
Ruf dir heut zu deinem Feste “Mama” laut und stürmisch zu.
Ja die aller, allerbeste, liebste Mama, die bist du."



Das mit der "allerbesten liebsten Mama" schmeichelt natürlich schon. Auch wenn es nur im Lied ist. Aber wenn ich meine Tochter dann darauf hinweise, dass doch eigentlich der Papa sie jeden Tag ins Bett bringt und nicht die Mama, dass die Mama zwar wäscht, aber unsere Zugehfrau bügelt, dann sagt Greta nur: "Aber Mama, das ist ein Muttertagslied. Das gehört so."

Gehört so. So so. Denke ich. Es gehört also so, dass die Mama fleißig und nett und lieb und kuschelig ist, wäscht und bügelt und die Kinder ins Bett bringt.

"Kuschlig" und "lieb" ist bei uns übrigens eher der Papa. Zumindest für Greta, die eben mehr ein "Papakind" ist und daher öfter mit ihrem Papa kuschelt als mit ihrer Mama. Und Wäsche aufhängen muss er auch manchmal der Papa. Wenn die Elternzeit vorbei ist und ich arbeite, wird er das wieder öfter machen müssen. Wäsche waschen auch.

Als Greta dann stolz erzählt, wie toll das Muttertagsfest im Kindergarten wird, wenn alle in die Kirche gehen und wir dann anschließend Kaffee im Kindergarten trinken, grinst mein Mann nur und sagt: "Na hoffentlich feiern die nicht den Vatertag im Kindergarten!"






Freitag, 9. Mai 2014

Liebe Lilli,



jetzt bist du ein Jahr alt.

Du sagst "Mama", "Papa", "Greta" und "Hao" (=Hallo).


Du krabbelst im Eiltempo durch unsere Wohnung, winkst zum Abschied, bläst auf der Mundharmonika, machst Quatsch für uns, sitzt alleine, hangelst dich am Couchtisch entlang und lächelst fremde Menschen solange aus deinem Kinderwagen an, bis sie zurücklachen.

Du isst Wiener, Gelbwurst, Hähnchenkeule, Brokkoli, Banane, Brezel und viele kalte Nudeln. Außerdem Papier, Essensreste am Boden, Sand, Schmutz, kleine Wollreste vom Teppich,
Brei magst du gar nicht, deine Milchflaschen brauchst du aber noch.

Babyspielzeug interessiert dich nicht, dafür alles, was Greta gehört. Gretas Playmobilponyhof, Gretas Babypuppe, Gretas Puppenhaus, Gretas Stifte .... Am meisten interessierst du dich aber für Greta selbst. Wenn Greta da ist, krabbelst du ihr überall hinterher. Ist sie im Kindergarten, rufst du nach ihr.

Morgens, wenn ich Greta in den Kindergarten bringe, krabbelst du immer ganz schnell in ihren Gruppenraum und lässt dich von den großen Kindern bestaunen. Du liebst es, unter Kindern zu sein. Dabei bist du überhaupt nicht schüchtern und freust dich, wenn alle um dich herum sitzen, dich anlachen und mit dir reden.

Am Spielplatz krabbelst du die Treppe zur großen Rutsche hoch und versuchst dann kopfüber hinunterzurutschen. Leider hält dich deine Mama ständig davon ab. Aber Rutschen mit Greta macht dir auch Spaß.

Du hast einen starken Willen entwickelt. Wenn dir etwas nicht schmeckt, fliegt es in hohem Bogen von deinem Hochstuhl auf den Boden. Wenn du etwas willst, schreist du laut. Bekommst du es nicht, drückst du den Körper durch, strampelst und wirfst dich wild hin und her.

Auf keinen Fall dürfen wir Greta alleine in die Badewanne setzen. Da willst du mit hinein und das zeigst du. Beim letzten Mal hast du dich vor Wut auf den Küchenboden geworfen, weil es so lange dauerte, bis ich dich ausgezogen hatte.

Du bist ziemlich schwer mittlerweile. Es wird Zeit, dass du laufen lernst und dich auf eigenen Beinen durch die Welt trägst.

 Du bist gesund. Gestern waren wir zur U6 beim Kinderarzt und obwohl man es irgendwie schon fast für selbstverständlich hält, freue ich mich immer wieder, wenn ich höre, dass alles gut ist mit dir.

Ich bin gespannt, was für ein Mensch du mal wirst, Lilli. Irgendwann werden wir sicher sagen, ja, so war sie irgendwie schon als Baby. Aber jetzt, wo du noch so klein bist, wissen wir natürlich nicht, wie du mal wirst.

Lustig wirst du, glaube ich.
Offen.
Mutig.
Willensstark oder stur, wie man es nennen will.
Stark.
Geschickt.
Gemütsruhig.
Ganz schnell, wenn es drauf ankommt.


Mal sehen....
Du hast noch so viel Zeit zum Großwerden!

Danke, dass du bei uns bist, Lilli.
Danke, dass wir dir zusehen dürfen beim Wachsen.
Danke, dass wir dabei sein dürfen, bei deiner Reise ins Erwachsenenland.

Und schön, dass du noch ein bisschen klein bist!

Deine Mama 


Dienstag, 6. Mai 2014

Sonst noch was?


Sonst noch was? Schreibt Tobias Haberl am Freitag, den 25.04.14 im SZ Magazin. Er vertritt die These, heutige Eltern könnten auf nichts mehr verzichten.

Tobias Haberl hat selbst noch keine Kinder. Er ist 38 Jahre alt. Er will Kinder.
Er wird ganz schön blöd aus der Wäsche schauen, wenn er dann mal realisiert, auf was er dann alles so verzichtet, wenn die lieben Kleinen dann mal da sind.

Lieber Tobias Haberl, Kinder bedeuten mehr als Verzicht auf Blubberbläschen im Mineralwasser.

Kinder haben heißt:

Verzicht auf Schlaf: ein bis dreimal werde ich mindestens von meinen Kindern pro Nacht geweckt.
Verzicht auf Platz im Bett: Greta kommt fast jede Nacht zu uns, weil sie schlecht geträumt hat.
Verzicht auf Alkohol: In der Schwangerschaft, in der Stillzeit, danach, weil man sonst einfach den nächsten Tag nicht packt.
Verzicht auf Zeit für sich selbst: Kinder fordern einen rund um die Uhr, Zeit zum Lesen, Musik hören, träumen oder Sport treiben wird sehr knapp.
Verzicht auf schöne Kleidung: Es bleibt weder Zeit noch Geld zum Einkaufen.
Verzicht aufs Fernsehen: Tagsüber lässt man den Fernseher aus, damit die Kleinen nicht mitgucken und abends ist man oft einfach zu müde.
Verzicht aufs Weggehen: Babysitter gibt es, aber sie sind teuer und haben abends oft keine Zeit, weil sie selbst ganz gerne mal weggehen.
Verzicht auf Privatsphäre: Kinder verfolgen einen bis aufs Klo und wollen alles, wirklich alles von einem wissen.
Verzicht auf Zeit mit Freunden: Wenn man Kinder hat, hat man tagsüber wenig Zeit, Freunde zu treffen. Kinderlose Freunde will man mit den Bälgern nicht gerne nerven.
Verzicht auf den Job: Da geht es gar nicht um Karriere. Viele Mütter verlieren ihren Job, nachdem sie ein Kind bekommen haben. Vollzeitjobs können sie nicht mehr ausüben und in Teilzeit lassen sich viele Jobs nicht machen.
Verzicht auf Geld: Spielsachen, Kinderklamotten und Kinderkrippen sind unglaublich teuer. Bei uns in der Stadt kostet ein Krippenplatz 500 Euro.

Weiß Tobias Haberl das?

Kinder sind toll. Sie sind es wert, auf sehr vieles zu verzichten. Und ja, Herr Haberl, wir müssen unsere Ansprüche reduzieren.
Kriegen sie Kinder, Herr Haberl. Reduzieren Sie Ihre Ansprüche. Eins kann ich Ihnen sagen, das ist mehr als auf Blubberbläschen im Mineralwasser verzichten. Viel mehr!

Auf meinen Beruf möchte ich nicht verzichten, Herr Haberl. Weder auf die Anerkennung die ich dort bekomme, noch auf das Geld, das ich dort verdiene. Da geht es nicht um die "15 Quadratmeter größere Wohnung". Da geht es um einen Teil meines Lebens, den ich sehr mag. Da geht es um Gleichberechtigung von Frau und Mann, in der Familie (es ist nicht ganz unerheblich selbst einen Teil des Einkommens beizusteuern) und außerhalb der Familie. Ein Beruf bringt auch gesellschaftliche Anerkennung.

Und im Gegensatz zu Ihnen, verehrter Herr Haberl, bin ich der Meinung, dass die Politik bessere Bedingungen dafür schaffen muss, dass beides gleichzeitig möglich ist: Beruf und Familie.

Einen Beruf haben heißt noch nicht Karriere machen zu wollen. Das ist der entscheidende Punkt: Die meisten Frauen wollen eigentlich nur ihren Beruf ausüben und dennoch für ihre Kinder da sein.
Ihren Beruf ausüben, das heißt dem Beruf nachgehen, für den sie vor der Geburt ihrer Kinder auch auf vieles verzichtet haben.

Nicht nur Männer, auch Frauen hatten einmal ein Leben vor den Kindern.
Ein Leben, in dem sie beruflich mehr oder minder erfolgreich waren. Einen Beruf ausgeübt haben, für den sie Überstunden gemacht haben, aufs Wochenende verzichtet haben, nachts gearbeitet haben. Mit Babybauch gegen den Schreibtisch gedrückt gearbeitet haben.

Und dann, lieber Herr Haberl, passiert es leider sehr vielen diesen Frauen, dass sie nach der Geburt ihres Kindes plötzlich keine Stelle mehr haben, die sie realistisch ausfüllen können.

Im Gegensatz zu dem, was sie annehmen, wollen die meisten Frauen ihre Kinder nämlich nicht schnell in eine "Betreuungsstelle abschieben". Sie wollen eine sehr gute Halbtagskrippe, oder eine liebe Tagesmutter für ihr Kind. Sie wollen, dass ihr Kind ein paar Stunden unter anderen Kindern sein kann, wo es spielen und lernen darf, während sie selbst wieder ihrem Beruf nachgehen. Halbtags, wenn möglich.

Nein, Kinder und Karriere lassen sich wirklich kaum vereinbaren, da haben sie schon recht, Herr Haberl. Aber Kinder und Beruf, das ginge schon. Und da ist sehr wohl die Politik gefragt!
Da müsste es Regeln geben, die verhindern, dass Frauen, nachdem sie Kinder geboren haben, einfach rausgedrängt werden aus dem Arbeitsmarkt. Und auch was die Kinderbetreuung betrifft, könnten die Politiker bessere Bedingungen schaffen. 500 Euro für einen Krippenplatz sind zu viel.