Montag, 23. März 2015

Achtung: Mein Kind beißt!


"Dein Kind hat gerade meinem Kind in die Hand gebissen", sagt eine völlig Unbekannte zu mir auf der Straße.
Lilli wollte mal wieder Babygucken. Aus Babygucken ist leider Babyindiehandbeißen geworden. Gott sei Dank war das "Baby" schon eher ein Kleinkind.

"Ich finde das überhaupt nicht in Ordnung, dass dein Kind meinem Kind in die Hand gebissen hat!", sagt die Unbekannte und runzelt die Stirn.
"Find ich auch nicht", sage ich. "Lilli, wir gehen jetzt nach Hause. Du kannst doch nicht einfach einem anderen Kind in die Hand beißen", füge ich hinzu. Laut und demonstrativ.

Die Unbekannte ist immer noch nicht zufrieden:
"Da sind Spuren von den Zähnen deines Kindes. Auf der Hand meines Babys", sagt sie und guckt mich böse an. Sehr böse.

"Das tut mir wirklich sehr leid. Lilli ist noch keine zwei. Wir arbeiten dran."

"Das tut sicher sehr weh", sagt die andere Mutter mit einem Seitenblick auf Lilli und mich, während sie ihr weinendes Kind zu beruhigen versucht.

Mir tut das Kind leid, die Situation ist peinlich und irgendwie verfahren. Ich packe Lilli schnell in den Kinderwagen, entschuldige mich noch einmal bei der erbosten Mutter, nehme Greta an die Hand und gehe sehr schnellen Schrittes davon.

Was hätte ich auch tun sollen. Lilli den Nachtisch streichen? Fernsehverbot? Lilli in die Hand beißen?

Lilli versteht schon so einiges, aber leider noch nicht alles.

Greta hat in dem Alter auch noch andere Kinder verletzt. Tut sie heute nicht mehr. Beißt nicht mehr, kratzt nicht mehr, haut nicht mehr. Ist insgesamt ein sehr soziales und verträgliches Kind geworden. Erziehung hat funktioniert. (Auch wenn ich zwischendrin manchmal fast verzweifelt wäre....) Dauert leider ein bisschen.

Lilli ist leider noch nicht einsichtig. Direkt nach dem Vorfall heute rief sie immer wieder "Babygucken. Lilli Babygucken." Ich erklärte ihr, dass man fremde Babys nicht beißen darf, sonst darf man eben keine Babys mehr gucken und muss nach Hause.

Wenn Lilli auf dem Spielplatz ein anderes Kind verletzt, bekommt sie eine Auszeit. Ich hole sie dann zu mir auf die Bank und sie muss dort eine Weile sitzen und zusehen, wie die anderen Kinder ohne sie weiter spielen. Kratzt oder haut sie zu Hause, kommt sie in ihr Gitterbett. Aber es gibt einfach Situationen, in denen es unmöglich ist, Lilli eine Auszeit zu geben. Vor allem, wenn ich nicht mal dabei bin.

Liebe Mamas von süßen kleinen Kindern da draußen, es tut mir waaaaaaaaaaaaaaaaaahnsinnig leid, aber in einem gewissen Alter beißen meine Kinder und hauen und kratzen und hinterlassen mitunter Spuren auf euren Kindern.

Es hilft nichts, wenn ihr mich böse anseht. Ich kann nichts dafür. Ich kann auch nichts machen, wenn ihr mir nach der Kinderkrippe mit vorwurfsvollem Blick sagt:
"Heute hat Lilli meine kleine Annika gekratzt!"

Was soll ich vier Stunden nach dem Vorfall antworten?
"Wir werden darüber sprechen" oder " Das wird sie nicht wieder tun" oder  "Dann bekommt sie Hausarrest"?

Freitag, 13. März 2015

Morgens bei uns so...

Morgens finde ich das Mamasein am anstrengendsten. Vor allem wegen Gretas Neigung zum Drama. (Die hat sie von mir.)
Kurz bevor wir in den Kindergarten und zur Krippe gehen wollen, passiert bei uns nämlich immer etwas schrecklich Schlimmes:

"Lilli hat mich an den Haaren gezogen! Aua! Hilfe, hilfe! Maaaaamaaa! Lilli hat....!"

"Wo ist mein Blumenklämmerchen, Mama? Ich brauuuuuuuuuuuuuuuche mein Blumenklämmerchen heute für den Kindergarten und ich kann es nicht finden!"

Oder:" Die Toni Katze ist weg. Und ich brauche die Toni Katze heute. Ohne Toni gehe ich nicht in den Kindergarten!"

Danach immer lautes und nervenaufreibendes Heulen.

Gestern Morgen schien alles gut zu laufen. Die Kinder schliefen noch, ich las ein kleines bisschen Zeitung, trank Kaffee, bereitete die Pausenbrotboxen vor und die beiden Kakaoflaschen, die Lilli und Greta morgens immer zusammen trinken. Anschließend legte ich die Kleidung der Kinder zurecht und weckte sie.

Den Moment, wenn die Kinder zusammen in Lillis Bett liegen und Kakao aus ihren Flaschen trinken, schätze ich immer sehr. Da trinke ich dann in Ruhe meinen Kaffee aus und lese noch ein kleines bisschen bis...


Bis wieder einer der Dramaeinlagen meiner größeren Tochter beginnt.

"Lilli hat Kakao auf mein Bett geschüttet!", rief sie gestern.

"Gut", dachte ich, "das Betttuch kommt in die Wäsche."

"Mama! Lilli macht mein ganzes Bett voll mit Kakao! Und sie macht keinen Platz für mich. Überhaupt keinen Platz!"

"Dann schieb Lilli ein bisschen zur Seite, Greta", rief ich aus der Küche. "Und das mit dem Kakao ist nicht so schlimm."

Geschwisterstreitigkeiten sind normal. Und ich trinke gerne meinen Kaffee aus. In Ruhe.

"So Mama, jetzt ist alles gut!", rief Greta aus dem Kinderzimmer.

"Eben", dachte ich, "man soll sich einfach nicht einmischen. Das regeln Kinder von ganz alleine."

"Du kannst kommen, Mama, alles ist wieder sauber", rief Greta.

"Umso besser, dachte ich. Alles sauber. Und ich trinke meinen Kaffee."

"Lilli ist jetzt auch sauber", rief Greta, "und das Bett!"

"Toll gemacht, Greta", rief ich und las meinen Artikel fertig.

Danach ging ich ins Kinderzimmer. "Anziehen. Schnell. Wir müssen in einer halben Stunde in der Krippe sein!", rief ich.
Und dann sah ich, dass alles sauber war. Greta hatte das Bettlaken geputzt, die Matratze und natürlich auch Lilli.
Sie war dabei sehr gründlich gewesen.

Das Bettlaken war nass, die Matratze hatte sich mit Wasser vollgesogen und Lilli...
Die lief mit einer klatschnassen Hose herum und rief hocherfreut: "Alles sauber!"

Lilli ist im Gegensatz zu ihrer großen Schwester ein eher bodenständiger Mensch. (Das hat sie von meinem Mann.)  Dramen sind nicht das Ihre.

Heute begrüßte sie mich mit den Worten: "Hallo! Morgen! Kacka macht!" Sieh sah sehr süß aus, wie sie da so im Gitterbett stand, strahlte und mir ihre Ärmchen entgegenstreckte. Aber als ich sie aus dem Bett geholt hatte, musste ich leider feststellen, dass "Kacka macht" eine Untertreibung war.

Lilli war von oben bis unten voll mit...  Ihr wisst es. Also schnell abduschen und dann anziehen und dann ab in den Kindergarten und in die Krippe und in die Schule.

Da saß ich dann vor meinen Schülern. Oberstufe. Und es stank. Nach Hund. Oder nachdem was der Hund so auf der Straße lässt. Ich sah unter meinen Schuhe nach. Aber da war nichts. Ich dachte nach, ob wohl eine der Schülerinnen in der ersten Reihe möglicherweise in einen Haufen getreten war. Vielleicht bildete ich mir den Geruch auch nur ein. Aber da war er wieder. Kam von links. Vielleicht doch jemand aus der linken Reihe?

Und dann entdeckte ich, dass mein dunkelblau-weiß gestreifter Pullover am linken Ärmel eher gelbe Streifen hatte.