Mittwoch, 29. April 2015

Greta macht sich Gedanken über den Tod


"Wenn wir tot sind, Mama, dann kommen wir doch in so eine Kiste, oder?", fragt Greta und schaut  nachdenklich.
 "Mmmh, ja", antworte ich.

"Und die Kiste, die nennt man Sarg", meint Greta und schaut noch nachdenklicher.
 "Mmmh, ja", antworte ich.

"Mama, dass wir dann mit so einer Kiste in den Himmel fliegen, das glaub ich aber nicht! Glaubst du das? Ich meine, in den Himmel? Mit einem Sarg?"

Greta schüttelt den Kopf und zieht die Stirn in Falten.

"Dass wir mit einem Sarg direkt in den Himmel fliegen, glaube ich auch nicht", sage ich.
"Aber weißt du, Greta, manche Menschen glauben, dass das, was in dir drin ist, das, was so ganz und gar nur Greta ist, deine Essenz oder Seele, nennen die das, dass die in den Himmel fliegt, wenn du tot bist, Greta. Dein Körper der bleibt dann aber im Sarg und wird zu Erde und der Sarg bleibt auch in der Erde."

"Glaubst du das, Mama?", fragt Greta.

"Das weiß ich nicht, Greta", antworte ich, nun auch nachdenklich, "klingt nicht unbedingt wahrscheinlich, aber man kann ja nie wissen."

"Ich glaub, das ist eher nicht so wahrscheinlich, Mama", sagt Greta.

Montag, 13. April 2015

Greta will ein Testament

"Kann ich bitte alle deine Feuerzeuge haben, wenn ich groß bin und schon eine Mama?", fragt Greta.

"Wenn ich sie dann nicht mehr brauche, schon", sagt Papa.

Greta denkt kurz nach.

Dann sagt sie:"Kannst du sie mir bitte vor dem Sterben schenken?"  

"So ganz kurz vor dem Sterben?", fragt Papa

"Ja," sagt Greta, "kurz davor schenkst du mir alle deine Feuerzeuge, OK?"

"Wenn ich das dann noch schaffe," antwortet Papa, "so kurz vor dem Sterben."

"Können wir das jetzt aufschreiben?", fragt Greta. "Auf ein Stück Papier?"


Montag, 23. März 2015

Achtung: Mein Kind beißt!


"Dein Kind hat gerade meinem Kind in die Hand gebissen", sagt eine völlig Unbekannte zu mir auf der Straße.
Lilli wollte mal wieder Babygucken. Aus Babygucken ist leider Babyindiehandbeißen geworden. Gott sei Dank war das "Baby" schon eher ein Kleinkind.

"Ich finde das überhaupt nicht in Ordnung, dass dein Kind meinem Kind in die Hand gebissen hat!", sagt die Unbekannte und runzelt die Stirn.
"Find ich auch nicht", sage ich. "Lilli, wir gehen jetzt nach Hause. Du kannst doch nicht einfach einem anderen Kind in die Hand beißen", füge ich hinzu. Laut und demonstrativ.

Die Unbekannte ist immer noch nicht zufrieden:
"Da sind Spuren von den Zähnen deines Kindes. Auf der Hand meines Babys", sagt sie und guckt mich böse an. Sehr böse.

"Das tut mir wirklich sehr leid. Lilli ist noch keine zwei. Wir arbeiten dran."

"Das tut sicher sehr weh", sagt die andere Mutter mit einem Seitenblick auf Lilli und mich, während sie ihr weinendes Kind zu beruhigen versucht.

Mir tut das Kind leid, die Situation ist peinlich und irgendwie verfahren. Ich packe Lilli schnell in den Kinderwagen, entschuldige mich noch einmal bei der erbosten Mutter, nehme Greta an die Hand und gehe sehr schnellen Schrittes davon.

Was hätte ich auch tun sollen. Lilli den Nachtisch streichen? Fernsehverbot? Lilli in die Hand beißen?

Lilli versteht schon so einiges, aber leider noch nicht alles.

Greta hat in dem Alter auch noch andere Kinder verletzt. Tut sie heute nicht mehr. Beißt nicht mehr, kratzt nicht mehr, haut nicht mehr. Ist insgesamt ein sehr soziales und verträgliches Kind geworden. Erziehung hat funktioniert. (Auch wenn ich zwischendrin manchmal fast verzweifelt wäre....) Dauert leider ein bisschen.

Lilli ist leider noch nicht einsichtig. Direkt nach dem Vorfall heute rief sie immer wieder "Babygucken. Lilli Babygucken." Ich erklärte ihr, dass man fremde Babys nicht beißen darf, sonst darf man eben keine Babys mehr gucken und muss nach Hause.

Wenn Lilli auf dem Spielplatz ein anderes Kind verletzt, bekommt sie eine Auszeit. Ich hole sie dann zu mir auf die Bank und sie muss dort eine Weile sitzen und zusehen, wie die anderen Kinder ohne sie weiter spielen. Kratzt oder haut sie zu Hause, kommt sie in ihr Gitterbett. Aber es gibt einfach Situationen, in denen es unmöglich ist, Lilli eine Auszeit zu geben. Vor allem, wenn ich nicht mal dabei bin.

Liebe Mamas von süßen kleinen Kindern da draußen, es tut mir waaaaaaaaaaaaaaaaaahnsinnig leid, aber in einem gewissen Alter beißen meine Kinder und hauen und kratzen und hinterlassen mitunter Spuren auf euren Kindern.

Es hilft nichts, wenn ihr mich böse anseht. Ich kann nichts dafür. Ich kann auch nichts machen, wenn ihr mir nach der Kinderkrippe mit vorwurfsvollem Blick sagt:
"Heute hat Lilli meine kleine Annika gekratzt!"

Was soll ich vier Stunden nach dem Vorfall antworten?
"Wir werden darüber sprechen" oder " Das wird sie nicht wieder tun" oder  "Dann bekommt sie Hausarrest"?

Freitag, 13. März 2015

Morgens bei uns so...

Morgens finde ich das Mamasein am anstrengendsten. Vor allem wegen Gretas Neigung zum Drama. (Die hat sie von mir.)
Kurz bevor wir in den Kindergarten und zur Krippe gehen wollen, passiert bei uns nämlich immer etwas schrecklich Schlimmes:

"Lilli hat mich an den Haaren gezogen! Aua! Hilfe, hilfe! Maaaaamaaa! Lilli hat....!"

"Wo ist mein Blumenklämmerchen, Mama? Ich brauuuuuuuuuuuuuuuche mein Blumenklämmerchen heute für den Kindergarten und ich kann es nicht finden!"

Oder:" Die Toni Katze ist weg. Und ich brauche die Toni Katze heute. Ohne Toni gehe ich nicht in den Kindergarten!"

Danach immer lautes und nervenaufreibendes Heulen.

Gestern Morgen schien alles gut zu laufen. Die Kinder schliefen noch, ich las ein kleines bisschen Zeitung, trank Kaffee, bereitete die Pausenbrotboxen vor und die beiden Kakaoflaschen, die Lilli und Greta morgens immer zusammen trinken. Anschließend legte ich die Kleidung der Kinder zurecht und weckte sie.

Den Moment, wenn die Kinder zusammen in Lillis Bett liegen und Kakao aus ihren Flaschen trinken, schätze ich immer sehr. Da trinke ich dann in Ruhe meinen Kaffee aus und lese noch ein kleines bisschen bis...


Bis wieder einer der Dramaeinlagen meiner größeren Tochter beginnt.

"Lilli hat Kakao auf mein Bett geschüttet!", rief sie gestern.

"Gut", dachte ich, "das Betttuch kommt in die Wäsche."

"Mama! Lilli macht mein ganzes Bett voll mit Kakao! Und sie macht keinen Platz für mich. Überhaupt keinen Platz!"

"Dann schieb Lilli ein bisschen zur Seite, Greta", rief ich aus der Küche. "Und das mit dem Kakao ist nicht so schlimm."

Geschwisterstreitigkeiten sind normal. Und ich trinke gerne meinen Kaffee aus. In Ruhe.

"So Mama, jetzt ist alles gut!", rief Greta aus dem Kinderzimmer.

"Eben", dachte ich, "man soll sich einfach nicht einmischen. Das regeln Kinder von ganz alleine."

"Du kannst kommen, Mama, alles ist wieder sauber", rief Greta.

"Umso besser, dachte ich. Alles sauber. Und ich trinke meinen Kaffee."

"Lilli ist jetzt auch sauber", rief Greta, "und das Bett!"

"Toll gemacht, Greta", rief ich und las meinen Artikel fertig.

Danach ging ich ins Kinderzimmer. "Anziehen. Schnell. Wir müssen in einer halben Stunde in der Krippe sein!", rief ich.
Und dann sah ich, dass alles sauber war. Greta hatte das Bettlaken geputzt, die Matratze und natürlich auch Lilli.
Sie war dabei sehr gründlich gewesen.

Das Bettlaken war nass, die Matratze hatte sich mit Wasser vollgesogen und Lilli...
Die lief mit einer klatschnassen Hose herum und rief hocherfreut: "Alles sauber!"

Lilli ist im Gegensatz zu ihrer großen Schwester ein eher bodenständiger Mensch. (Das hat sie von meinem Mann.)  Dramen sind nicht das Ihre.

Heute begrüßte sie mich mit den Worten: "Hallo! Morgen! Kacka macht!" Sieh sah sehr süß aus, wie sie da so im Gitterbett stand, strahlte und mir ihre Ärmchen entgegenstreckte. Aber als ich sie aus dem Bett geholt hatte, musste ich leider feststellen, dass "Kacka macht" eine Untertreibung war.

Lilli war von oben bis unten voll mit...  Ihr wisst es. Also schnell abduschen und dann anziehen und dann ab in den Kindergarten und in die Krippe und in die Schule.

Da saß ich dann vor meinen Schülern. Oberstufe. Und es stank. Nach Hund. Oder nachdem was der Hund so auf der Straße lässt. Ich sah unter meinen Schuhe nach. Aber da war nichts. Ich dachte nach, ob wohl eine der Schülerinnen in der ersten Reihe möglicherweise in einen Haufen getreten war. Vielleicht bildete ich mir den Geruch auch nur ein. Aber da war er wieder. Kam von links. Vielleicht doch jemand aus der linken Reihe?

Und dann entdeckte ich, dass mein dunkelblau-weiß gestreifter Pullover am linken Ärmel eher gelbe Streifen hatte.

Sonntag, 8. Februar 2015

Kinderfragen Teil 3

Nachdem mich gestern plötzlich Lust auf ein Schnitzel überkam, waren wir beim Metzger.

Greta: "Mama, sind das da alles tote Tiere?"
"Ja."

"Und die Wurst, warum ist die so rot?"
"Das ist Blutwurst. Das Rote kommt vom Blut des Tieres."

"Haben die die Schweine getötet?"
 "Ja. Die Schweine wurden geschlachtet, um daraus Wurst und Schnitzel zu machen."

"Warum töten die die Schweine."
"Weil wir gerne ihr Fleisch essen."

"Ist das nicht böse, dass wir die Schweine töten, Mama?"
"Vielleicht, Greta. Vielleicht ist es böse."


Freitag, 2. Januar 2015

Was machen wir an Heiligabend bloß falsch?




Ich weiß nicht, was wir falsch machen.

Seit wir ein Kind haben, sind wir Heiligabend irgendwie immer am Ende unserer Kräfte.

Das erste Mal Weihnachten mit Greta ging so schief, dass wir am Abend ein heulendes, nicht zu beruhigendes Baby hatten und ein Fondue, das nahezu in Flammen aufging. Das zweite Mal wars schon ein bisschen besser, aber seit Lilli bei uns ist, haben wir den Dreh noch nicht richtig raus.

Schön wird es bei uns erst am 1. Weihnachtsfeiertag, wenn sich alle ein bisschen beruhigt haben.

Ehrlicher wäre es zu sagen, schön wird es erst am 1. Weihnachtsfeiertag, wenn ich mich ein bisschen beruhigt habe.

Ich habe so viele schöne Erinnerungen an Weihnachten als Kind, dass ich möchte, dass es bei uns genauso schön ist. Nein schöner noch.

Und das ist es nicht.

Und immer, wenn ich meiner Mutter später erzähle, wie furchtbar und schrecklich und unweihnachtlich ich mich gefühlt habe, sagt sie: "Alles ganz normal. War bei mir auch so. Früher."

Danke. Danke. Danke, liebe Mama.
Das ist tröstlich, auch wenn ich es ganz anders in Erinnerung habe.

Ich fand Weihnachten bei uns zu Hause früher wunderschön!
Das volle Programm. Kirche, Warten aufs Christkind, Märchenfilm im Fernsehen, mit meinem Bruder auf dem Balkon aufs Christkind warten und es doch nie ins Wohnzimmer fliegen sehen, dann Bescherung mit den tollsten und wunderschönsten Geschenken, und dann spielen und unterm Weihnachtsbaum liegen, Kerzenleuchten. Der ganze weihnachtliche Frohsinn. Bis mir die Augen zufielen.

Und später dann: Whiskey trinken mit meinen Brüdern, vorm Kamin. Auch schön!

Und jetzt mit zwei kleinen Kindern und einem ganz, ganz lieben Mann,.....

Irgendwie immer Streit und Stress und gar keine Weihnachtsromantik an Heiligabend.

Den Kirchgang zu viert haben wir dieses Jahr mal lieber gleich ausfallen lassen. Es war nämlich schrecklich letztes Jahr. Unruhiges Kleinkind, quengeliges Säugling.

Also bin ich dieses Jahr alleine in die Kirche gegangen. Und habe neidisch auf andere Mamas geguckt, die da mit ihren wunderhübsch gekleideten Kindern saßen. Die Kinder der anderen Mamas waren natürlich brav. Selbstverständlich haben sie nicht ständig an Mama und Papas Arm gezupft und gefragt: "Wann ist die Kirche endlich aus?". Und sie haben auch nicht versucht aus der Bank zu laufen oder auf und ab zu hüpfen oder wasauchimmer Lilli sonst noch so einfallen würde. Aufs Klo musste auch keiner.

Mmmpf!

Dann die Bescherung. Irgendwie hatte ich bei all dem ganzen Geschenkefürdieganzefamiliebesorgungswahn vergessen, dass Lillis Parkgarage aufgebaut werden muss und Gretas Puppenbett ebenfalls. Die Kinder packten also erwartungsfroh ihre Geschenke aus, um Kartons mit Bauteilen darin zu finden.

Also fing Herr Frey schnell an, die Geschenke aufzubauen, während ich das zum Glück vorgekochte Essen aufwärmte. Dann schnell essen, Lilli muss schließlich ins Bett, schnell spielen, Greta muss auch ins Bett und schnell noch ein bisschen Nesthäkchen gucken auf DVD, denn immerhin hat die ja das Christkind gebracht und Ausnahmen müssen auch sein.

Und dann ist es plötzlich 21 Uhr gewesen und ich so hundemüde, dass ein Glas Wein mir den Rest gab. Also eine Grundsatzdiskussion mit dem ganz, ganz lieben Mann.
Motto: "Warum ich immer alles, alles, alles machen muss." Der ganz, ganz lieber Mann sah das Ganze natürlich genauso. Nur andersherum. "Warum er immer alles, alles, alles machen muss."

Zum Glück wars am nächsten Tag alles besser. Nein, ab dem 25.12. wars bei uns sogar schön. Sehr schön sogar. Vor allem aber friedlich.

Und das lag an den Großeltern... und ein bisschen auch am Schnee!

Montag, 8. Dezember 2014