Dienstag, 15. April 2014

Vom Eierlegen und Kinderkriegen




Ich wollte immer Kinder, hielt mich für jemanden, der gut mit Kindern kann. Babys fand ich nicht besonders. Nicht besonders süß. Ein Durchgangsstadium. Als wir beschlossen, ein Kind zu bekommen, war ich darum ein wenig durcheinander. "Ich will schon ein Kind, ja", sagte ich zu meiner Frauenärztin, "aber ein Baby? Und schwanger sein? Das will ich eigentlich nicht. Ich hätte gerne gleich ein Kind. Es sollte mindestens zwei Jahre alt sein."
Meine Frauenärztin war da sehr pragmatisch: " Eierlegen haben wir noch nicht erfunden!" Und später: "Ach das schaffen sie schon!"

Mir war 16 Wochen übel. Die ersten Monate hatte ich abends Stimmungstiefs, die mir ziemlich unheimlich waren, da ich ja nicht wusste, ob das je wieder besser würde. Wurde besser, war dann ganz weg. Aber trotzdem habe ich mich nie so toll, und glücklich und gesund und schwanger gefühlt, wie das immer in der NIDO steht. Ich fand Schwangersein oft einschränkend und lästig. Aber das Baby in meinem Bauch habe ich gemocht.

Gegen Ende der Schwangerschaft hatte ich Angst. Angst vor der Geburt und dem Baby, das dann da sein würde.
Mitten in unserem Leben.
Angst vor dem Baby, das möglicherweise nur rumschreien würde und uns zu übermüdeten sexlosen Eltern machen würde. Ich hatte soviel Angst, dass ich fast wollte, dass das Baby in meinem Bauch bleibt.

Das Baby in meinem Bauch mochte ich. Aber wie würde es sein, wenn es mal raus wäre. Würde ich es mögen? Und was war mit der Geburt? Würde alles gut gehen? Was, wenn das Kind nicht gesund wäre? Würde ich schreckliche Schmerzen haben? Besser nicht drüber nachdenken!

Und dann war das Baby da. Die Geburt war ganz OK. Nicht schön, aber immerhin mit glücklichem Ausgang. Greta kam in einem sehr heißen Juli zur Welt. Doch von dem Moment an, als sie auf der Welt war, fiel nur noch Regen.

Es war August. Und plötzlich sehr kalt und nass. Aber wir hatten ein niegelnagelneues Baby. Das gut roch. Meistens zumindest. Wir tranken viel Tee. Aßen sehr viele Nussschnecken. Und wir waren zu dritt zu Hause und hatten Zeit. Und unser Baby fühlte sich so normal an, wie der Regen, der vom Himmel fiel.

Und nach ein paar Wochen begann wieder der Alltag. Mein Freund ging wieder arbeiten. Greta und ich krochen durch die erste schreckliche Kinderkrankheit und wurschtelten uns so durch. Ich im Pyjama. Unser Sofa vollgekotzt mit Milch. Greta recht ausgeglichen. Meistens. Lag auf dem Boden, robbte irgendwann, krabbelte schließlich.

Ein paar Kurse habe ich mit Greta schon besucht. Aber mehr, um eine Struktur in meinem Leben als Mama zu haben und um andere Mütter zu treffen, als um Greta zu fördern. Als so eine Pekip Dame mir sagte, ich müsse die Rassel jetzt so und so halten, damit Greta lerne, sich zu drehen, dachte ich nur: "Affen lernen auch sich zu drehen. Ganz ohne Rasseln und Pekip."  Machte mir ein Kurs keinen Spaß, meldete ich uns ab. Wenn ich schon ein Jahr alleine zu Hause mit meinem Baby sein sollte, wollte ich wenigstens nur Dinge tun, die lustig waren. Nordic Walking mit Baby war lustig. Babyschwimmen auch. Eine Zeit lang zumindest.

Ich habe nie versucht eine Supermama für Greta zu werden. Ich wollte Zeitunglesen, Cappuccino trinken, währenddessen das Baby stillen oder ihm beim Wachsen zugucken und abends Freunde besuchen.
Ganz lange haben mein Freund und ich versucht, alles so zu lassen, wie es vorher war. Nur eben mit Baby. Ging natürlich nicht.
Immer wenn wir alles ganz lässig machen wollten, ging das schief. Der Weekendtrip mit Baby..... Greta schrie die halbe Nacht. Der Einkaufsbummel mit Greta in einer anderen Stadt... mehr nach Still- und Wickelplätzen gesucht, als eingekauft.

Wir lernten, dass doch nicht alles ging. Nicht Coolsein, Weiterfeiern, am Wochenende mal schnell wegfahren und ein Baby haben. Ging nicht. War nur Stress. Greta forderte Veränderungen. Mehr Langsamkeit, mehr Organisation.

Nein, es war kein Eierlegen. Und ich bin froh, dass wir Greta nicht mit zwei Jahren bekommen haben. Wir konnten hineinwachsen ins Kinderhaben. Ganz langsam. Manchmal auch schnell.  Wir haben uns angepasst. Greta hat uns gezeigt, wie das ist mit dem Kinderhaben. Sie war ein wunderbares Baby,  aber sie forderte uns auch viel ab. Aber schließlich war sie ja auch ein Kind und kein Ei.