Donnerstag, 24. April 2014

Muss man als Mama eine Heilige sein?



Als ich kürzlich bei einer Freundin zu Besuch war, gebrauchte ich beim Mittagessen ein ganz und gar unerlaubtes Schimpfwort. "So ein A....!", sagte ich.
"Pssst!", sagte meine Freundin.
"Pssst?" Zuerst wusste ich gar nicht, was sie meinte. Der "A..." war doch gar nicht da. Dann erst wurde mir klar, um wen es ging. Da waren ja noch die Kinder mit am Tisch.

Ihre beiden, meine beiden....

Ich fluche oft, wenn ich mich ärgere.
Auch vor Greta und Lilli.
Komischerweise übernimmt Greta davon rein gar nichts. Der Wortschatz meiner Tochter ist bisher schimpfwortfrei geblieben. "Du bist blöd!" war bisher das Schlimmste, was ich von Greta gehört habe. (Lilli kann bisher nur "Nein", "Mama" und "Papa" sagen. Fürs Fluchen ist sie noch zu klein.)
Vielleicht ändert sich das ja noch. Bei der Mama!

Mein Mann schätzt meine Flucherei auch nicht. "Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass zwei deiner Blogartikel vulgäre Wörter im Titel haben?", fragte er mich erst gestern. (Über eine "Preißnsau", den "Herrn Pfarrer" und Gretas Kindergarten)
(Das interessiert doch keine Sau!)

Stimmt. Gehört sich nicht. Aber... ich brauche das Fluchen. Wenn ich sauer bin, hilft es mir verbal Dampf abzulassen. Und das geht auf keinen Fall, indem ich "Mist!" sage. Wenn was richtig schlimm ist, bleibt nur "Sch...".
Dass man vor Kindern nicht fluchen darf, finde ich Unsinn. Ich trinke auch Kaffee, Bier, Sekt und Wein und Greta sieht mich dabei. Sie mag dennoch keinen Kaffee oder Alkohol trinken. Und nur weil Mama flucht, muss Greta trotzdem nicht fluchen. Hat sie bisher noch nicht einmal versucht.

Als Mutter muss man eine Heilige sein. Eine Kollegin erklärte mir mal beim Skifahren, ab jetzt müsse ich einen Helm tragen, ich sei jetzt MUTTER und habe VERANTWORTUNG!
Helm tragen. Vorbild sein.
Ja, ich bin Mutter, habe auch Verantwortung, bin aber auch Mensch und als solcher gerne auch mal helmfrei. Ich bin nicht perfekt.
Wenn Greta mich fluchen hört, erkläre ich ihr manchmal, dass das nicht so gut ist, was ich da gerade gesagt habe. Manchmal schaut Greta mich auch gleich nach dem Fluchen an, grinst und sagt: "Das sagen wir doch nicht, Mama!" Da hat sie verdammt recht. Irgendwie. "Sch..." sagt man nicht.

Auch wenn ich sie mal anschreie, nur weil mir der Geduldsfaden reißt, weil grad etwas ganz blöd gelaufen ist, sage ich ihr, dass das jetzt nicht in Ordnung war.
Ich habe das Gefühl, Greta kann ganz gut damit leben. Ihre Mama trinkt Kaffee, konsumiert Alkohol, flucht und schreit manchmal, obwohl sie eine geduldige Mutter sein möchte.

Nein. Greta kommt nicht nur gut klar damit, sie scheint mir sogar froh zu sein, dass die Mama Fehler macht und gar nicht perfekt ist.

Dass ihre Mama sich auch mal entschuldigen muss, findet Greta sogar ganz großartig.

Kurz nach dem Mittagessen sagte die Tochter meiner Freundin zu ihrer kleinen Schwester: "Du Dummkopf!"

Hab ich mich gefreut.